Atque illud optandum est oratori, ut aliquam permotionem animorum sua sponte ipsi adferant ad causam iudices ad id, quod utilitas oratoris feret, accommodatam; facilius est enim currentem, ut aiunt, incitare quam commovere languentem; sin id aut non erit aut erit obscurius, sicut medico diligenti, priusquam conetur aegro adhibere medicinam, non solum morbus eius, cui mederi volet, sed etiam consuetudo valentis et natura corporis cognoscenda est, sic equidem cum adgredior in ancipiti causa et gravi ad animos iudicum pertractandos, omni mente in ea cogitatione curaque versor, ut odorer, quam sagacissime possim, quid sentiant, quid existiment, quid exspectent, quid velint, quo deduci oratione facillime posse videantur.
von gustav.y am 26.08.2017
Und das muss von einem Redner gewünscht werden, dass die Richter von sich aus eine gewisse Gemütsbewegung zur Sache mitbringen, die dem zuträglich ist, was dem Vorteil des Redners dient; es ist nämlich leichter, einen Laufenden, wie man sagt, anzutreiben, als einen Teilnahmslosen zu bewegen; sollte dies jedoch entweder nicht geschehen oder undeutlicher sein, so wie ein sorgfältiger Mediziner, bevor er versucht, dem Kranken Heilmittel zu verabreichen, nicht nur die Krankheit dessen, den er heilen will, sondern auch den Zustand des Gesunden und die Beschaffenheit des Körpers verstehen muss, so bin ich, wenn ich mich einer zweifelhaften und ernsten Sache nähere, um die Gemüter der Richter zu behandeln, mit ganzer Geisteskraft in jenem Gedanken und jener Sorge beschäftigt, dass ich so scharfsinnig wie möglich herausspüre, was sie empfinden, was sie denken, was sie erwarten, was sie wollen, wohin sie durch Rede am leichtesten geführt werden können.
von elias.974 am 28.02.2019
Ein Redner sollte hoffen, dass die Richter eine emotionale Prädisposition für den Fall mitbringen, die seinen Interessen entspricht; schließlich sagt man ja, es sei leichter, jemanden zu beschleunigen, der bereits läuft, als jemanden in Bewegung zu setzen, der untätig ist. Wenn dies jedoch nicht geschieht oder ihre Gesinnung nicht klar ist, muss der Redner wie ein sorgfältiger Arzt handeln, der vor der Behandlung eines Patienten nicht nur die Krankheit, sondern auch dessen normale Gewohnheiten und körperliche Beschaffenheit verstehen muss. Ebenso konzentriere ich mich, wenn ich einen schwierigen und bedeutenden Fall angehe, bei dem ich die Gedanken der Richter beeinflussen muss, mit ganzer Aufmerksamkeit und Anstrengung darauf, so scharfsinnig wie möglich zu erspüren, was sie fühlen, was sie denken, was sie erwarten, was sie wollen und wie sie durch meine Rede am ehesten zu überzeugen sind.