Ac si iam placet omnis artis oratori subiungere, tolerabilius est sic potius dicere, ut, quoniam dicendi facultas non debeat esse ieiuna atque nuda, sed aspersa atque distincta multarum rerum iucunda quadam varietate, sit boni oratoris multa auribus accepisse, multa vidisse, multa animo et cogitatione, multa etiam legendo percucurrisse, neque ea ut sua possedisse sed ut aliena libasse; fateor enim callidum quendam hunc et nulla in re tironem ac rudem nec peregrinum atque hospitem in agendo esse debere.
von christin.m am 08.11.2013
Wenn wir nun alle Fähigkeiten unter die Leitung des Redners stellen wollen, ist es besser, es so zu formulieren: Da die Redefähigkeit nicht trocken und nüchtern sein sollte, sondern vielmehr angereichert und bereichert mit einer fesselnden Vielfalt an Wissen, sollte ein guter Redner vieles gehört, vieles gesehen, über vieles tief nachgedacht und durch Lesen weite Strecken durchmessen haben. Dabei sollten sie dieses Wissen nicht als ihr Eigentum beanspruchen, sondern es eher als entlehntes Wissen betrachten. Ich gestehe, dass eine solche Person geschickt sein muss und weder in irgendeinem Bereich ein Anfänger oder Dilettant sein noch bei der Ausübung ihrer Aufgaben überfordert sein sollte.
von pepe.v am 17.03.2016
Und wenn es nun gefällt, alle Künste dem Redner unterzuordnen, so ist es eher erträglich so zu sagen, dass, da die Fähigkeit des Sprechens nicht dürr und kahl sein sollte, sondern mit einer gewissen angenehmen Vielfalt bestreut und ausgezeichnet, es einem guten Redner zusteht, vieles mit den Ohren vernommen zu haben, vieles gesehen zu haben, vieles mit Geist und Gedanken durchdrungen zu haben, vieles auch durch Lesen durchquert zu haben, und diese Dinge nicht als seine eigenen besessen zu haben, sondern sie wie fremde gekostet zu haben; denn ich bekenne, dass dieser geschickt und in keiner Sache unerfahren und roh noch fremd und ein Fremder im Handeln sein sollte.